Sätze aus Gesprächen mit Theo Gerber, von ihm selbst mit Rand bemerkungen versehen.

Oft ist das Malaise in der Welt Anlass zur Kunst.Oft ist der Künstler ein Mensch,der die Ge sellschaft *,in der er lebt, nicht akzeptiert. Die Malerei ist einem Laboratorium vergleichbar,in dem eine neue Welt erfunden wird. Das Bild ist ein Universum. Es werden darin bestimmte Situatio nen geschaffen, Begegnungen, Konfrontationen.Unter diesem Gesichtspunkt ist ein Bild nie abgeschlossen.

Für denjenigen,der durch die Kunst etwas aunzudrücken hat, ist das Medium im Grunde sekun där. Es kommt darauf an,dass Ideen vermittelt werden. Malen ist kein sensationelles Aus drucksmittel,aber es bietet grosse Entwicklungsmöglichkeiten. indem es eine ideale Gesellschaft nie geben wird sehe ich die Stellung des KUnstlers da rin,dass er immer ausserhalb steht,in kritischer Distanz . Massgeblich ist die idée des Bildes, auch wenn sie für den Beschauer nicht ohne weiteres ersichtlich ist.* Der Beschauer macht sich auf seine Weise immer wieder neue Ideen des Bildes. Darin liegt auch eine therapeutische Wirkung der Kunst.Das Bild hat seine Wirkung im Atelier,in einer Ausstellung oder als Reproduction.Doch gehört das Bild allen*; der Besitzer ist Nebensache. Das Malentendu spielt Ubrigens eine wichtige Rolle in der Kunst. schöpferische Formen können ungeheure Impulse auslösen,auch wenn sie ganz anders interpretiert werden, als ihre ur sprüngliche Funktion es bezweckte. (Kulturobjekte aus Afrika und der Südsee.)

*Mit meinen Bildern möchte ich aber immer nur den Einzelnen, das Individuum ansprechen. Eine von der Masse kollektiv konsu mierte Kunst muss zwangsläufig auf ungewöhnliche Ausdrecksformen verzichten. Sie läuft zudem Gefahr, terroristisch zu wirken.